BKÄ-Umfrage - kurz
Sehr geehrte Besucher,
sehr geehrter Geistlicher,
liebe Arztkollegen,
die Vereinigung katholischer Ärzte BKÄ aus München hat am 14.4.2013 eine Umfrage unter christlichen Ärzten und Geistlichen gestartet, um den Konflikt zu lösen, der durch die Freigabe der 'Pille danach' für katholische Kliniken durch den 'Trierer Beschluß der Deutschen Bischofskonferenz" (21.2.2013) im Falle einer Vergewaltigung entstanden ist.
Besonders glaubenstreue Klinikärzte, aber auch christliche Frauenärzte und Bereitschaftsärzte, sind jetzt in einem berufsethischen und moralischen Konflikt, wenn ihnen kirchlicherseits die Verordnung einer 'nicht-abtreibenden Pille danach' nahe gelegt wird.
BKÄ-Ärzte sind nicht sicher, ob die von der DBK bemühten moral-theologischen Gründe tatsächlich den medikamentösen Einsatz (durch Ärzte, Apotheker) erlauben, den Eisprung bei einer (auch angeblich) vergewaltigten Frau zu verhindern oder zu verzögern (um eine Befruchtung zu verhindern).
Konkret fragen wir uns, welches der Wille Gottes ist in dieser Notlage für die Frau, ein möglicherwesies entstehendes Kind und für den Arzt und Frauenarzt in der Notfallambulanz und im Ärztlichen Bereitschaftsdienst.
Anfrage an Theologen
Am 14.4.2014 schrieb Dr. Winkelmann vom BKÄ-Arbeitskreis Lebensrecht einen Anfragebrief an befreundete Priester und Ärzte:
BKÄ-Umfrage an Priester + BKÄ-Ärzte
„Moral-theologische Aspekte bei der Verordnung der Pille danach bei Vergewaltigung"
14-4-2013, gw, Uhg
Sehr geehrte, liebe Prolife-Priester und Geistliche,
(liebe Arztkollegen vom BKÄ-Arbeitskreis-Lebensrecht,
liebe Prolife-Apotheker, …)
kurze Anfrage wegen MORAL-THEOLOGIE und Lebensschutz :
In der 'Trierer Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz zur Anwendung der Pille danach' vom Februar 2013 wird auf 'moral-theologische Vorgaben' gebaut, an die sich die Klinikärzte bei ihrer Verordnung der 'Pille danach' bei einer vergewaltigten Frau zu halten hätten.
Es sei also moral-theologische erlaubt, nach eine Vergewaltigung den EISPRUNG medikamentös-chemisch zu verhindern oder heraus zu zögern, damit eine Befruchtung (und somit die Entstehung eines unerwünschten Kindes) verhindert wird.
Konkrete Nachfrage
Im Hinblick + Vorbereitung auf eine beabsichtigte 'Kasseler Erklärung der Lebensrechtsärzte' (beim TCLG-Treffen am 20.4.2013 in Kassel, www.tclrg.de ) möchte ich gerne wissen als christlich-katholischer Arzt:
Ist es moral-theologisch wirklich rechtens,
a) eine Befruchtung des Eies durch ein Medikament und damit eine Kreaktion eines neuen Menschen zu verhindern?
(Wo ist der Wille Gottes?
Muß ich als Arzt also aktiv und schleunigst aus moralisch-theologischen Gründen hier eingreifen?
(Um nach der Kölner Entrüstung, des schockierten Klerus und der verunsicherten Klinikärzte dem Zeitgeist nachzueifern und den - armen vergewaltigten Frauen als NON-PLUS-ULTRA-Lösung die Verordnung einer 'Pille danach' mit kirchlichem Segen anzubieten??)
(Weltliche und derzeit wohl auch deutsch-katholische Begründung:
Denn Gott kann doch unmöglich mittels Vergewaltigung einen neuen Menschen entstehen lassen?
Oder irre ich mich?!
Darf ich dann als ARZT überhaupt 'Schicksal' spielen und solch eine - verbrecherische - Befruchtung unterbinden?
Oder muß ich der Natur einfach ihren Lauf lassen und damit GOTTES Willen respektieren?
(Denn Gott wirkt doch nicht 'verbrecherisch' …)
Und dann eben keine eisprungverhindernde und - de facto - potentiell frühabtreibenden Pille verordnen?)
Was also ist der Wille Gottes und wo darf ich hier mit künstlichen Medikamenten eingreifen?
Nebenwirkungen übersehen?
Cave Arzneimittel-Nebenwirkungen:
Von den körperlichen und psychischen Nebenwirkungen einer hochdosierten 'Pille danach' ganz zu schweigen!
Das gesundheitliche und strafrechtliche Risiko trägt hier weiterhin der ARZT, nicht die Deutsche Bischofskonferenz, die ihm moral-theologisch die Weichen stellt.
Cave:
Wir sehen einen Ansturm auf Ärzte in Klinik und Bereitschaftsdienst, um möglichst rasch an die 'Pille danach' zwecks Notfallverhütung zu kommen.
Aus der Erfahrung wissen wir, daß viele Ärzte ohne lange Umschweife dieses Medikament verordnen.
b) Kirchenobere & Arzt
b) Darf die Kirche überhaupt der Bevölkerung (Christen, Ärzteschaft) signalisieren, daß ÄRZTE hier ein (fragwürdiges) Medikament einsetzen dürfen (und sollen), um eine Befruchtung zu verhindern?
Ist es moralisch legitim, wenn ich als Arzt von meinen Kirchenoberen instrumentalisiert werde, um in einer Notlage Notfallverhütung zu praktizieren, mit dem Ziel, daß KEIN Kind entsteht?
(Und wo gerne übersehen wird, daß eine potentielle Frühabtreibung immer noch im Raume steht, von allen Seiten aber gerne verschwiegen wird?)
Verweigerung noch legitim
Ist es ein moralischer Fehler, wenn ich aus Gewissensgründen solch eine hormonelle Verhütung ablehne und als BEREITSCHAFTSARZT eben nicht die 'Pille danach' verordne?
Bin ICH dann der kirchlichen Weisung und der Kirche selber gegenüber ungehorsam?
Mache ich mich dann mit solch einer Weigerung gegenüber Kirche und Ärzteschaft und den verschreckten Frauen / Männern lächerlich, sogar unglaubwürdig, gelte als 'religiöser Eiferer'?
(Symptomatisch war nach meinem ZDF-Fernsehinterview vom Februar 2013, wo ich gesagt hatte, wir Prolife-Ärzte seien geschockt, der nachfolgende Kommentar im Radio:
Der Freiburger Gyn-Arztkollege von der Katholischen Ärztearbeit Deutschlands e.V. sagte ja in seinem Deutschlandradio-Interview deutlich, daß solche Ärzte vom Bund Katholischer Ärzte mit einer derartigen Haltung heute in keinem katholischen Krankenhaus mehr eine Anstellung erhalten würden!)
Bitte um Stellungnahme
Also, sehr geehrte, liebe Geistliche:
Wie sollen wir uns als katholische und Prolife-Ärzte hier verhalten?
Was raten Sie uns?
Wie sollen wir die erwähnten Trierer moralisch-theologischen Aspekte sehen und verstehen?
(Als verpflichtende Handlungsgrundlage für Klinik-und Bereitschafts-Ärzte und Geistliche?)
Ist wirklich alles 'in Butter'?
Was sollten wir von der katholischen Kirche Deutschlands jetzt fordern?
(Aufarbeitung, Klärung, alle Aspekte betrachten,
wie steht es mit der viel häufigeren, normalen Abwendung der Pille danach, also OHNE Vergewaltigung?, …)
Oder sollten wir lieber schweigen, denn einen Kardinal und die Bischöfe kritisiert man als gläubiger Arzt nicht …
(Zumal diese wohl auch nicht wünschen, daß wir christlchen Ärzte uns hier einmischen, zumal sie bei uns damals auch nicht nachgefragt hatten…)
Danke für eine kurze Erläuterung + Beratung.
Vielen Dank + freundliche Grüße aus München
Ihr
Dr.(I) Gero Winkelmann
Leiter des Bund Katholischer Ärzte
+ Arbeitskreis Lebensrecht
82008 Unterhaching
Antworten
1) Am 15.4.2013 schreibt ein Zahnarzt aus der Schweiz:
Guten Tag Herr Kollege Winkelmann
Danke für Ihren unermüdlichen Einsatz in der Frage.
Ich bin zwar nicht Humanmediziner sondern Zahnarzt und auch nicht römisch katholisch sondern einfach ein überzeugter, wiedergeborener Christ (also im biblischen Sinne katholisch), aber ich finde es auch absolut essentiell, diese Frage zu klären.
Wenn - wie Sie es mehrfach gut herausgearbeitet haben - nicht sicher ausgeschlossen werden kann, dass die hier gegenständlichen Medikamente eine nidationshemmende Wirkung haben, dann kann man als überzeugter Christ diese nicht verabreichen oder deren Gabe befürworten.
Egal was die Kirche dazu sagt.
Daß sie die Ärzte in Ihren Einrichtungen dabei vor einen riesigen Konflikt stellt und alleine lässt, ist - wie Sie richtig sagen - skandalös.
Weil die Bischöfe nicht den Mut haben, dem Sturm der Entrüstung des Zeitgeistes standzuhalten, muss der einzelne Arzt jetzt - immer wieder - mit einem schweren Gewissenkonflikt und dem Druck der Patienten leben.
Möglicherweise auch in einem "christlichen Haus" Gefahr laufen, seinen Arbeitsplatz zu verlieren, wenn er nicht "kooperiert"... .
Ich möchte Sie bestärken in Ihrem Einsatz! Danke im Namen vieler schweigender christlicher Kollegen!
Mit freundlichen Grüssen aus der Schweiz - Dr.med. dent. R.
Schluß
Vielen Dank und mit freundlicher Empfehlung -
gez.
Dr. (I) Gero Winkelmann, Leiter des BKÄ
2. Weitere Infos auf dieser Website unter:
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