DBK-Haltung + BKÄ - kurz
Sehr geehrter Besucher,
lieber Arztkollege,
die katholische Ärztevereinigung BKÄ nimmt Stellung zu Bestrebungen mancher deutscher katholischer Bischöfe und - aktuell im Februar 2013 - der im Trier tagenden Deutschen Bischofskonferenz, die 'Pille danach' unter Umständen freizugeben.
Die BKÄ-Ärzte haben unter deutschen und österreichischen katholischen- und Lebensrechtsärzten eine Umfrage gestartet und interessante Antworten erhalten:
Wissenschaftliche, ärztliche und moralische Argumente sprechen gegen jeglichen 'Kurswechsel' in Sachen 'Pille danach' und 'Notfallverhütung bei Vergewaltigung'.
Die BKÄ- und Prolife-Ärzte sind in großer Sorge!
Vorgang
Die BKÄ-Ärztevereinigung verfolgt die Vorgänge um den 'Kölner Klinikskandal' und die Äußerungen von Kirchenvertretern seit dem 17.1.2013 mit Erstaunen und Sorge.
Kurz:
Wir haben den Eindruck, daß hier ein Skandal angezettelt worden ist und die Kirche geradzu panisch und getrieben von der öffentlichen Meinung und den tendenzösen Vorwürfen der Medien jetzt reagiert.
Es geht wohl darum, endlich auch katholische Kliniken und Ärzte zum widerstandslosen Verordnen der 'Pille danach' zu bringen.
a) Vorwurf:
Zwei Kölner katholische Kliniken hätten am 15.12.2012 in ihrer gynäkologischen Ambulanz eine Hilfeleistung für eine möglicherweise vergewaltigte Frau verweigert.
(Sonderseite hier)
Das stimmt nicht:
- Die junge Frau hatte die 'Pille danach' schon in der Bereitschaftspraxis verordnet bekommen,
- es war nur um die forensische Untersuchung im Auftrag der Kripo Köln gegangen,
- die junge Frau war gar nicht in der Klinik und wollte auch keine 'Hilfe' dort bekommen.
Der BKÄ hatte sofort eine klärende Pressemeldung herausgegeben mehr
b) Mediales Kesseltreiben gegen Kliniken und Kölner Erzbischof:
Für uns unverständlich nahm man sofort alle Schuld auf sich und entschuldigte sich (für was??).
Der Kölner Erzbnischof wollte umgehend eine Möglichkeit finden, eine medizinisch und moralsich saubere Lösung finden, um Frauen nach Vergewaltigung in katholischen Kliniken helfen zu können:
Eine 'Pille danach', die nicht abtreibt, sondern nur den Eisprung um Tage nach hinten verschiebt, so daß dadurch eine Befruchtung verhindert wird.
Er hatte sich von einem Ärzteteam beraten lassen.
c) Diese kirchlich approbierte 'saubere Pille danach' wird jetzt von manchen Bischofen propagiert und umgehend in ihren Diözesen freigegeben (NRW, Bayern).
Nur gibt es diese Pille noch nicht, bzw. man meint und hofft, daß die Levonogestrel-Pille keine Nidationshemmung bewirkt.
d) Auf der Frühjahrskonferenz der Deutschen Bischofskonferenz ab dem 18.2.2013 in TRIER wird ein "Kurswechsel" angkündigt.
Wir BKÄ-Ärzte sind dupiert und anderer Meinung!
Protest gegen den 'Kurswechsel'
In einem Brandbrief an den Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz legen die BKÄ-Ärzte ihre Gründe für eine andere Sicht der Situation (Kliniken, Pille) dar und bitten die versammelten Bischöfe in Trier, die konstruktive Kritik 'ihrer katholischen Ärzte' wenigstens wohlwollend zur Kenntnis zu nehmen.
Text des BKÄ-Briefes vom 18.2.2013 hier
Inhalt:
Kölner Klinikskandal und Freigabe der ‚Pille danach‘ -
- Widersprüchliche Aussagen von Bischöfen und Medien,
- de facto wurde von Kliniken keine Hilfe verweigert.
- zur Rolle von katholischen Ärzten und Klinikärzten bei der Verordnung der ‚Pille danach‘ und der weiteren Folgen
1. Es kursieren wiederholt grob fehlerhafte Informationen und Folgerungen in bischöflichen Äußerungen*, auf Tagungen** und in den Medien (Talkshows)***:
Kirchliche Vertreter entschuldigen sich ständig für die von Medien behauptete und der Kirche vorgeworfene „Verweigerung ärztlicher Hilfe in katholischen Kliniken Kölns nach einer Vergewaltigung.“
NB: Viele Medien und Politiker erwarten von der Kirche und ihren Ärzten letztlich nichts anderes als die Freigabe und Verordnung der ‚Pille danach‘, jedoch keinen speziellen, ‚katholischen Beistand‘.
2. Die jetzt plötzlich unter dem medialen Druck erfolgte Freigabe der ‚Pille danach‘ durch einige Diözesen (Bayern, NRW) sehen wir als nicht sachdienlich:
- Ärztliche Gründe sprechen gegen eine sofortige Abgabe der ‚Pille danach‘ ohne genaue gynäkologische Evaluation, auch wenn andernorts von Ärzten eine derartige 'Notfallverhütung' rasch und ‚unbürokratisch‘ durchgeführt wird.
- Das Risiko von 20 % für eine ethisch inakzeptable Nidationshemmung (Frühabtreibung) durch die ‚Pille danach‘ (bei einer bereits bestehenden Schwangerschaft!) erlaubt u.E. keine de facto generelle Freigabe dieses Medikaments durch katholische Ärzte in Klinik, Notdienst und Praxis.
Wir fragen uns und Sie: Was ist, wenn die ‚Pille danach‘ nicht vollständig wirksam ist? Würde dann wiederum Druck auf katholische Kliniken ausgeübt? (Abtreibung…)
Hätte dann eine Alternative ‚Adoption‘ eine Chance, akzeptiert zu werden?
Forderungen der BKÄ-Ärzte
Fazit: Wir bitten die Bischöfe und Gremien aufrichtig:
a) nicht mehr von ‚verweigerter Hilfeleistung‘ zu sprechen und sich nicht in die
öffentliche Rufmordkampagne einspannen zu lassen,
b) keine falschen Signale zu setzen, (‚Wir helfen immer‘),
c) sich nicht dem Zeitgeist anzupassen, (Erwartungshaltung von Medien, Pat., ….)
d) Sie mögen wissen:
Eine katholische Klinik ist weder ein ‚Kloster‘, noch ist ein
dort angestellter Arzt automatisch ein praktizierender, glaubenstreuer Katholik.
Es wird dort wissenschaftlich und auch ökonomisch Medizin betrieben.
Auch Akte der Barmherzigkeit brauchen eine Ordnung, Qualität, Zeit und Geld.
e) die Tätigkeit der Ärzteschaft gerade in Notfallambulanzen nicht zu überfrachten:
- z. B. von außen Versprechungen zu machen,
- Zwang zur Erfüllung von Wünschen….,
- sich in ein ärztliches ‚Helfer-Syndrom‘ zu drängen zu lassen,
f) Für moralische, rechtliche und berufsrechtliche Sicherheit für den katholischen
Arzt (in (Klinik, Praxis, Notdienst ) heute zu sorgen:
Kein Arzt darf zu ärztlichen Maßnahmen und Verordnungen (z.B. Verordnung der ‚Pille‘) gedrängt oder gar gezwungen werden, sondern soll sich auf sein eigenes, (christliches) ärztliches Gewissen berufen können.
g) Wir lehnen eine Freigabe der ‚Pille danach‘ aus ärztlichen und Gewissensgründen ab!
Es bedarf weiterer wissenschaftlicher Forschungen und Sicherheit.
Außerdem können aufwändige Untersuchungen nicht breit (bei jedem Wunsch
nach einer ‚Pille danach‘) durchgeführt werden und es gibt keine klare Grenze
zwischen Vergewaltigung und normaler Notfallverhütung. Cave Dammbruch!
ZDF-Interview
Auf Grund der Pressmeldung und des Briefes an die Deutsche Bischofskonferenz in Trier kam es am 19.2.2013 zu einem kurzen Fernseh-Interview mit dem BKÄ-Leiter Dr. G. Winkelmann in Unterhaching.
Die Heute-Journal-Redaktion in Mainz interessierte vor allem die Haltung der BKÄ-Ärzte zu den medizinischen Statistiken über die Wirkungsweise der 'Pille danach'.
Ausgesendet wurde dieser Beitrag am Do., 21.2.2013 um 19.00 und 21.45 Uhr in den ZDF-Nachrichten.
Kurz:
- Allgemeine Skepsis,
- wissenschaftlich nicht ausgegoren;
- man spürt die Nähe zur Pharmaindustrie und die Ferne der meisten Frauenärzte zu Lebensrechtsgedanken,
- wenn schon kirchlicher 'Kurswechsel', dann nicht so (realitätsfern) sondern in Zusammenarbeit mit den Prolife-Ärzten.
Ein Kurswechsel könnte z.B. eine Klinik-Qualitätsoffensive "Hilfe nach einer Vergewaltigung" an allen Krankenhäusern sein!
- Die BKÄ-Ärzte haben den Eindruck, die deutsche katholische Kirche hat die raschen Entscheidungen pro 'Pille danach bei Vergewaltigung' mit 'heißer Nadel' gestrickt und befindet sich auf einem falschen Weg.
Dr. Winkelmann hatte einen Extrakt zur Argumentation ausgearbeitet, der auf den Ergebnissen einer kurzfristigen Umfrage unter BKÄ-Ärzte herrührte:
Hier ("Stichpunkte")
-
Hilfreiche Links
Zum Thema 'Pille danach + Ärzte' empfehlen wir folgende Links:
a) 'Pille danach':
- Sonderseite auf dieser Website mehr
- CDL-Grundsatzinformation:
http://www.cdl-rlp.de/Download/Pille_danach_Unofem.pdf:
In wie vielen Fällen wirkt die 'Pille danach' als Abtreibungsmittel?
Welche Rolle haben die Apotheker?
b) Beteiligte:
- Frauenärzte mehr
- Klinikärzte mehr
- Katholische Kliniken mehr
- Apotheker mehr
-
c) (Christliche) Medien zum Thema Klinik + Pille danach:
-Kathnet: http://kath.net/detail.php?id=39946
- Papst Benedikt XVI. hat die 'Pille danach' nicht gebilligt:
http://www.kath.net/detail.php?id=40184
d) Ärztliche, wissenschaftliche Links:
- Ärzte für das Leben: http://www.kath.net/detail.php?id=40150
- Imabe-Institut Wien: PD nur nach ärztl. Untersuchung
http://www.kath.net/detail.php?id=40127
(Kommentar Dr.Wi: In der Praxis nicht realisierbar)
Studien :http://www.babykaust.de/01/2013/pr13-01.html#Studien
(aus einem öffentlichen Brief an die dt. Bischöfe, feb. 2013)
Schluß
Vielen Dank und mit freundlicher Empfehlung -
gez.
Dr. (I) Gero Winkelmann, Leiter des BKÄ
Weitere Infos auf dieser Website unter:
Kurz, Aktuell, neue Websites, über uns, Interesse & Mitarbeit,
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