Ärztliche Umfrage - kurz
Sehr geehrter Besucher,
lieber Arztkollege, Medizinstudent und Geistlicher,
die Vereinigung Katholischer Ärzte, BKÄ, nimmt an der derzeitigen (Sommer 2014) Diskussion von Politikern und Kirche über den ärztlich assistierten Suizid teil.
In einer Umfrage unter Mitgliedern der BKÄ-Arbeitskreise Ethik und Lebens- recht wird die Meinung der Ärzte mit ihren speziellen Erfahrungen zum Thema 'Arzt & Sterben' erfragt.
Es gibt Situationen, die nicht nur mit Schmerzmedikamenten und palliativ gelöst werden können.
Gerade als christliche Ärzte haben wir hier einen besonderen Auftrag im Sinne der Nächstenliebe.
Umfragebrief
Am 9.9.2014 wurde folgende E-Mail an die aktiven Mitglieder des Bund Katholischer Ärzte in Deutschland versandt:
Sehr geehrte, liebe Kollegen und Kolleginnen vom Bund Katholischer Ärzte,
liebe Mitglieder der BKÄ-Arbeitskreise 'Lebensrecht' und 'Ethik',
sehr geehrte Geistliche und Gäste,
es geht um die derzeit aktuelle politische und kirchliche Diskussion um STERBEHILFE - ärztlich assistierter Suizid.
(Siehe DÄ-Artikel vom 1.9.2014 'Schmerzfreiheit ist immer möglich'; Info: http://www.aerzteblatt.de/archiv/161457/Sterbehilfe-Schmerzfreiheit-ist-immer-moeglich )
Frage:
- Wie ist Ihre persönliche Meinung pro und contra?
- Was sollte der BKÄ als Ärztevereinigung tun?
(Weiter schweigen, sich nicht nicht äußern?
Was sollte auf unserer künftigen Website zum Thema stehen?
Wie die organisatorischen-medizinischen 'Lücken' bei Krankheit und Sterben kompetent füllen, damit wir als christliche ÄRZTE nicht 'nur nett reden'?)
Unübersehbare Fakten
Fakten:
- Immer mehr Patienten (aus Deutschland + England) fahren zum Sterben 'nach ZÜRICH',
- Katholische Kirche und C-Parteien und Lebensrechtsorganisationen sind generell gegen den ärztlich-assistierten Suizid,
- C-Politiker:
Sind nur gegen den 'kommerziell-organisierten' Suizid, warnen vor 'Geschäftemacherei'.
Mancher spricht von 'Selbstbestimmung'.
- SPD nicht strikt dagegen, fordert Leidensverkürzung
Erfahrungen als Bereitschaftsarzt
Nachdenkenswerte fachliche Vorkommnisse:
- Immer wieder erlebt Dr. Winkelmann als Bereitschaftsarzt schlecht organisierte palliative Versorgung und Patienten im schlimmen Sterben (benötigen Morphin zwecks Sterbeerleichterung zum Schluß).
- Viele Hausärzte sind nicht in palliativer Medizin ausgebildet, werden nicht genügend honoriert, bereiten Patienten + Angehörige nicht auf die 'schwere Phase des Endes' vor.
Christlich-ärztliche Ethik
Eine Überlegung eines christlichen Arztes:
a) Der Suizid schneidet - sittlich und kirchlich unerlaubt - Lebenszeit für diesen Menschen ab.
b) Was passiert in Gegensatz dazu unfreiwillig bei einem Tod durch z.B. Flugzeugabsturz?
(Ist das 'natürlich', von Gott gewollt und zugelassen und nicht anrüchig..(?)
In beiden Fällen fehlt den gestorbenen Menschen Lebenszeit (immer wertvolle?), wo Sie sich vielleicht hätten weiter entwickeln können und näher zu Gott finden können etc.
c) Kein ARZT (und Politiker, Pflegeschwester, Angehörige, ) kann aber zusichern, Leid, Siechtum und Scherz kompetent und sicher vermeiden zu können.
Oft stelle ich schwere fachliche Schwächen bei der 'Betreuung' von diesen kranken / dementen Mitmenschen fest. (Schuldhaft, schuldlos.)
WIR ÄRZTE können bestimmt keinerlei volle Verantwortung übernehmen und Sicherheit geben!
d) Wie auch immer man über Suicid denkt (wenn er sicher durchgeführt wird): Was macht unsere moderne Medizin menschlich?
Wie stehen wir dann vor der nötigen:
- Implantation eines Herzschrittmachers (wie bei meiner eigenen Mutter)
- Implantation eines PEG-Sonde zur künstlichen Ernähung,
- Organtransplantation,
- Thromboembolieprophylaxe (Clexane-Spritze im Krankenhaus) um eine Lungenembolie zu vermeiden - bei terminalem Leiden etc.?
Folgen:
1. Diese zögern das Sterben heraus und führen auch zu weiterem körperlichen und seelischen Leiden.
2. Wie oft mache ich Leichenschau bei Verstorbenen mit Nebenbefund Teerstuhl und Bluterbrechen:
Erosive Streßgastritis zum Lebensende.
Haben wir das so gewollt?
3. Wie oft muß ich uralte Frauen ('Mütterchen') mit Kontrakturen, total dement, mit PEG-Sonde und Gastrointestinalblutung vom (guten!) Pflegeheim stationär einweisen?
Haben wir das so gewollt?
4. Und nicht jeder Moribunde / Demente hat noch Interesse und geistige Kapazität zu einem tiefen religiösen Leben.)
Also:
Welchen persönlichen / geistlichen Gewinn hat solch ein Mensch, der am Leben gehalten wird?
Hängt sein Seelenheil wirklich nur von diesen paar Wochen und Monaten / Jahre des Leidens und dann auch des Dahindämmerns ab?
Und sind andererseits die plötzlich aus dem Leben Gerissenen sehr zu bedauern, daß ihnen jetzt eine undefinierte Zeit zu ihrer Vervollkommnung fehlt?
Bei nicht gläubigen Menschen?
e) Was raten wir als christliche Ärzte Menschen und deren Angehörigen / Arztkollegen auch jenen, die NICHT christlich-gläubig sind?
Und den Menschen, die dement sind, verhärtete a-religiöse Herzen und Geist haben und kirchlichen Dingen völlig abgewandt sind, bzw. sich nicht mehr ändern / bekehren wollen und können?
Also Leuten , die dem Leid hilflos und verschreckt gegenüber stehen und die sich nicht trösten oder mit netten Worten abspeisen lassen wollen?
Wir sollten versuchen, die Befürworter des Suizids zu verstehen - und von diesem Ausgangspunkt weiter überlegen.
Lassen Sie uns ehrlich miteinander diskutieren.
Und lassen Sie uns zu einer guten, offiziellen BKÄ-Meinung kommen.
Danke für Ihre hilfreiche, kurze Stellungnahme!
Wir (katholischen) ÄRZTE sollten dringend kompetent Stellung nehmen und nichts theoretisch schön reden!
Vielen Dank und freundliche Grüße aus München - Dr. GW
Schluß
Vielen Dank für Ihr Interesse!
Mit freundlicher Empfehlung
gez.
Dr. (I) Gero Winkelmann,
(Leiter der BKÄ-Ärztevereinigung)
Weitere Infos auf dieser Website unter:
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Installation am 9-9-2014, Hl. Medardus (Bischof in Frankreich, Patron der Zahnärzte, mehr), , Relaunch 8-2015, last update 15-11-2015