Kritik - kurz
Sehr geehrter Besucher,
lieber Arztkollege / Geistlicher / Jurist / Politiker,
die Vereinigung Katholischer Ärzte, BKÄ, widerspricht Kritiken in kirchlichen Medien, man müsse wegen der Religionsfreiheit auf ärztliche und juristische Kritik verzichten.
Der BKÄ fordert:
Keine Unterdrückung von berechtigter, fachlicher Kritik nur wegen religiöser Rücksichtnahme.
Magazin bei Radio Vatikan
Kritischer Kommentar von Dr. (I) Gero Winkelmann, BKÄ, zur Magazinsendung bei Radio Vatikan, Sonntag, 25.11.2012, 18 Uhr
Sehr geehrter Pater Hagenkord SJ,
sehr geehrter Professor,
mit Interesse, aber auch Erstaunen habe ich heute Abend Ihre Magazin-sendung zum Thema Religionsfreiheit und Beschneidungen gehört.
Mit einigen Kollegen des Bund Katholischer Ärzte (Deutschland) beschäftige ich mich seit einigen Monaten mit dem Thema Beschneidung aus ärztlicher und katholischer Sicht.
(Eine wissenschaftliche katholische Ärztearbeit auch zu solchen Sonderthemen ist eine der Hauptaufgaben unserer katholischen Ärztevereinigung in Deutschland und Österreich).
Gestatten Sie, daß ich diesem Interview / Vortrag widerspreche.
Kurze Kritik:
1) Gut: Ich mag blumige, brillierende Vorträge, auch deutliche Meinungsäußerungen, die auch einmal über das Ziel hinausschießen dürfen …
2) Ich freue mich, daß bei Radio Vatikan auch unangehme, manchem vielleicht peinliche Themen (z.B. Beschneidungen etc.) abgehandelt werden.
3) Aber:
Herr Professor B. hat das Thema Beschneidungen und Religionsfreiheit ziemlich einseitig behandelt:
- Die ärztliche, medizinische Thematik wurde in seinen Überlegungen gar nicht angesprochen,
- auf die Ursache der ganzen Affäre (Nachblutung bei dem Buben in Köln) ging er nicht ein,
- auch nicht auf die ganz natürliche Notwendigkeit, als ÄRZTE und JURISTEN auf diesen strafrechtlichen Vorgang reagieren zu müssen.
(Chirurgischer Eingriff mit Nebenwirkungen und Schädigung.).
- Es ging dem Referenten vorrangig um Schutz der Religionsfreiheit.
- Ich fühlte mich geradezu 'erschlagen' von den einschüchternden Begriffen, die noch dazu in einer recht dynamischen Art vorgetragen wurden und dem Hörer ein schlechtes Gewissen machten:
-- Bedrohte Religionsfreiheit,
-- man müsse die Fahne der Religionsfreiheit hochhalten (gerne, aber dabei nicht andere Aspekte unterdrücken!),
-- die kritischen Vorgänge um die Regelung der Beschneidung seien 'absurde Vorgänge',
- Vorsicht vor 'aggressiver Ignoranz' und Stimmungmache gegen Religion,
- die Kritik an der derzeitigen Beschneidung wurde als 'schrille Töne' bezeichnet,
- - Warnung vor einem etwaigen Beschneidungsverbot:
Dann hätten Juden und Moslems keine Mölglichkeit mehr, ihren Glauben in Deutschland zu leben …
Mit einer solchen globalen Warnung in Radio Vatikan (!) wird jegliche fachliche Kritik vernichtet und unterdrückt.
-- Man solle Respekt haben vor einer identitätsstiftenden Religion.
(Gerne, aber nicht indem wir Ärzte und Juristen hier einen Maulkorb verordnet bekommen und einen chirurgischen Eingriff verharmlosen und tolerieren müssen.
Und wie begründe ich als Christ und Arzt den Sinn von Religion, indem hierfür ein Stückchen von Präputium abgeschnitten werden muß und ich so etwas gefälligst zu respektieren habe …?
-- Man brauche 'keinen Nachhilfeunterricht mit dem Strafrecht'.
(Welche Arroganz!
Ist eine Religion so autark, daß sie auf Juristen, Recht und Ärzte verzichten kann und sich jegliche Einmischung aus Prinzip verbitten darf?
Und warum verteidigt der katholische Erlanger Diplomtheologe nicht auch die katholische Lehre?
Und warum haut er verbal gegen alle Kritiker ein und fordert in seinen Aussagen - unausgesprochen - : Bitte den Mund halten!?)
Folgerungen
Liebes Radio Vatikan,
einen solch tendenziösen Vortrag hätten Sie in dieser Form lieber nicht gesendet.
Man hätte ihn zuvor entschärfen und objektiver fassen sollen.
Man hätte zumindest im Interview gleich konkret nachfassen müssen und diese 'Rundumschläge' nicht einfach aktzeptieren und so stehen lassen dürfen.
Denn so haben Sie sich - natürlich ungewollt - zum Sprachrohr für Kritiker von Medizinern und Juristen gemacht.
Und daß wir Christen und Katholiken still halten und die anderen Religionen nach deren Gusto handeln lassen sollen.
Sie prägen hiermit die Meinung von vielen Mitchristen und Geistlichen, die Ihre so geschätzten Sendungen (hier über Radio Horeb) gerne hören und ernst nehmen.
Und damit können wir katholischen Ärzte später kaum etwas ausrichten, wenn solche scharfen Töne und die Meinung des Erlanger Professors derart dominant und - so empfinde ich es: verletzend und lächerlich machend - durch den Äther gesendet werden.
(Motto: "Wenn Radio Vatikan das so sagt, dann ist das wohl auch die Meinung von Papst und Kirche!")
Mein Fazit, meine Bitte an Radio Vatikan:
- Bitte am Thema dran bleiben,
- vielleicht gibt es einmal eine Richtig- oder Gegendarstellung,
- Vorsicht vor Rundumschlägen,
- bitte die medizinischen und juristischen Aspekte grundsätzlich wahr- und ernst nehmen.
- Und als Katholiken dürfen wir doch bitte auch katholisch sein und uns mit unserer Haltung und Meinung nicht verstecken müssen.
Danke für Ihr Verständnis und für all Ihre journalistische Arbeit im Vatikan!
Mit allen guten Wünschen und mit freundlichen Grüßen aus München
Ihr
Dr. (I) Gero Winkelmann
Begründer und Leiter der Ärztevereinigung BKÄ
Schluß
Vielen Dank für Ihr Interesse!
Mit freundlicher Empfehlung
gez.
Dr. (I) Gero Winkelmann,
(Leiter der BKÄ-Ärztevereinigung)
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Installation dieser Seite am 25-11-2012, Gedenktag der Hl. Katharina v. Alex., gw, last update am 19-6-2014